Weingenuss in Nonnenhorn am Bodensee

Am Bodensee kommen nicht nur Deutschland, Österreich und die Schweiz zusammen – nein – auch Bayern und Baden-Württemberg rücken noch näher. Schließlich wollen beide Bundesländer ein Stückchen vom Bodenseeglück. Mit Wein, Obst, Bier, Fisch und allerlei Gemüse (also genau meinem Beuteschema).

Allerdings ist Bayern – ganz entgegen seiner sonstigen Art – recht bescheiden unterwegs – gerade mal 20 Kilometer deutsche Uferstrecke gehören zu Schwaben 😉

Und so bin ich in Nonnenhorn – dem letzten bayerischen Örtchen vor der Grenze nach Baden-Württemberg im Norden und wandle auf dem Genießerweg. Nicht allein, sondern mit Ulrike Robitschko, einer  zertifizierten Gästeführerin (auf Weinführungen spezialisiert) und einigen Kollegen, die auch neue Geschichten rund um den Bodensee sammeln.

Startpunkt ist der Bahnhof des Örtchens – und wenn wir mal ganz ehrlich sind, ist es eher eine Haltestelle. Aber das ist nicht schlimm, denn das Wetter spielt mit und die Umgebung ist wunderbar. Außerdem ist es natürlich spannend zu raten, wer zu unserer Gruppe dazugehört – schließlich treffe ich hier auf völlig unbekannte Menschen.

Bei einem kurzen Gang durch Nonnenhorn passieren wir den historischen Torkel, eine der ältesten Weinpressen am Bodensee, deren Arbeitsweise im Sommer immer Mittwochs um 17 Uhr von einem der Winzer erklärt wird.

Die wuchtige Baumpresse wurde 1591 erbaut, und soll mit rund 400 Zentnern Gewicht die Trauben gepresst haben. Der Nonnenhorner Torkelbaum besteht nicht aus einem einzigen Baum, sondern ist ein dreiteiliges Balkenlager.

Quelle: Bodenseetouren

1955 war die Kelter letztmalig in Betrieb, seit 1978 steht sie unter Denkmalschutz.

Der Wein, der hier angebaut wird gehört übrigens offiziell zu Franken, es sind insgesamt rund 30 Hektar in und um Nonnenhorn. Das ganze Weinanbaugebiet (etwa 600 Hektar) am Nordufer des Bodensees ist in zwei bzw. drei Teile geteilt: Der größte Teil ist „Bodensee“ Baden. Rund um Kressbrunn findet man dann den „Württembergischen Bodensee“ und bei Nonnenhorn, Wasserburg und Lindau „Bayerischer Bodensee“ des Anbaugebietes Württemberg.

Die Weingrenze ist mit der Bundeslandgrenze natürlich auch nicht vereinbar (hätte mich auch sehr gewundert).

Mein Vorschlag: trinkt den Wein einfach als Bodenseewein und genießt ihn!

Und ihr könnt euch einen Gästeführer auswählen, der euch alles genau erklärt und auch einiges verkosten lässt – wir waren mit Ulrike hervorragend aufgestellt und auch die Wein-Fach-Journalisten haben manchmal genauer hingehört und anscheinend noch was gelernt.

Cool finde ich die Möglichkeit, Rebstöcke zu leasen: 5 Rebstöcke sind in einem variablen Zeitraum (ab 2 Jahren aufwärts) zu mieten. Da wird dann eine Schild angebracht und man kann (je nach Winzer und Angebot) an den Reben mitarbeiten oder sich auch nur den Ertrag in Flaschen mit eigenem Etikett auszahlen lassen. So ein eigener kleiner Weinberg ist doch ein wirklich schönes Geschenk für Weinliebhaber.

3,6 Kilometer hätten wir Zeit und Platz auf dem Genießerweg – aber es gibt so schnell, so viel, so feines zu sehen, hören, schmecken, dass wir den Rundgang durch die Reben zugunsten einer etwas längeren Zeit am Ufer des Sees verkürzen…

Unser Rundgang führt uns zu drei Winzern:

Hornstein am See*

Und das liegt er wirklich – am See! Ein echter Traum. Der dazugehörige Hausherr, Winzer und Gastgeber Roland Hornstein gehört mit seiner Frau der dritten Generation in diesem vier Hektar Weingut mit Ferienwohnungen und Wohlfühlcharakter an. Und eine eigene Brennerei gibt es auch noch. Mehrfach prämiert, versteht sich.

Aber vor allem gibt es Müller-Thurgau. Aber keine Angst – Roland Hornstein hat recht, Bodensee-Thurgau ist doch eine andere Klasse 😉 Sehr zart und fruchtig.

Das kommt von viel Niederschlag, leichten Böden und der Lage des Bodensees 400 Metern über dem Meeresspiegel. So hoch wird sonst nirgends Wein in Deutschland angebaut. Und die Winzer haben erkannt, dass Weniger oft mehr ist, setzen auf Klasse statt Masse.

Müller-Thurgau muss nicht beliebig sein – er kann wirklich gut sein!

Was mich natürlich besonders interessiert, ist das kulinarische Drumrum – hier zeigen die Fischer wirklich Kreativität. Denn genau wie am Ammersee haben auch sie mit dem Rückgang der Felchen (also des hier vorhandenen Brotfisches – im Ammersee ist das die Renke. Beide gehören der selben Fischart an, allerdings haben sich die Fische im Laufe der Jahrtausende, die sie in ihrem jeweiligen See isoliert sind, unterschiedlich entwickelt) zu kämpfen und schauen daher nach Alternativen:

Karpfenschinken (habe ich noch nie gesehen – ganz rechts auf dem Teller) – der Fischer Karl Kapfhammer räuchert den Karpfen heiß, dann wird er angeschnitten, vakuumiert und um ihn gescheit schneiden zu können angefroren. Solltet ihr auch jeden Fall mal testen.

Der Saibling war fein und auch die Seeforelle – erst gebeizt und dann geräuchert.

Weingut Rebhof am See*

Hier ist der See zwar ein wenig weiter weg, aber es gibt einen eigenen Badestrand und direkt am Haus (das die ehemalige Dorfkäserei war) Glaskunst und beeindruckende Architektur. Auch was Feines. Und Katzen – damit bin ich ja immer zu ködern.

Aber vor allem hervorragenden Wein von den ältesten Weinstöcken im Ort. Auch wenn ich ein wenig traurig bin, dass mein Favorit, ein Souvignier Gris erst kommende Saison wieder zur Verfügung steht… ab Ostern werde ich auf jeden Fall nachhaken!

Auch der Rebhof ist ein Familienbetrieb, doch hier ist die Tochter Ulrike Schaugg die Kellermeisterin, ihr Mann Oliver ist Glaskünstler und gemeinsam erschaffen die beiden eine ungewöhnliche Symbiose aus Wein und Kunst.

Winzerhof Gierer*

 

Beim Winzerhof Gierer zeigt sich dann, dass es nicht nur die Weißweine sind, die man hier in Nonnenhorn genießen darf: ein Nonnenhorner Pinot noir. 18 Monate im Holzfass gereift. Ja – die Winzer vom Bodensee können auch durchaus andere Weine als Müller-Thurgau 😉

Obwohl auch Josef Gierer natürlich auf Weißwein setzt und rund 70 % seiner 4 Hektar dem Müller-Thurgau reserviert.

 

Dies ist nur eine kleine Auswahl – 14 Weinbauern gibt es in Nonnenhorn, 8 davon (darunter unsere drei) bauen ihre Weine auch selber aus und was ich sehr charmant finde: hier scheinen doch viel verstanden zu haben, dass es gemeinsam besser geht… die unterstützen sich tatkräftig und diejenigen, die nicht selbst ausbauen, haben sich in einer Winzergenossenschaft verbunden.

Meine Termine für 2017 (ihr findet die aktuellen und natürlich alle – also viel mehr – auf der Seite von Nonnenhorn)

„Komm und See“ – 7. + 8. Juli (denn am 1. Juliwochenende sind hier alle Weingüter geöffnet und man kann nach Herzenslust verkosten)

„Winzerfest am See“ – 18. + 19. August

Weitere Geschichten vom Bodensee:

Mit freundlicher Unterstützung von Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg*die mich zu einer Pressereise an den Bodensee eingeladen haben.

Mein besonderer Dank geht an Sannah Mattes von Tourismus Baden-Württemberg und Markus Böhm von der Internationale Bodensee Tourismus GmbH.

Wein verkosten durfte ich bei Hornstein am See, Rebhof am See und dem Winzerhof Gierer, so wie der Schwedenschenke auf der Insel Mainau*. Danke für die Gastfreundschaft.

*Werbung

Dieser Artikel enthält Links zu Produzenten und persönliche Empfehlungen von mir. Ich bin dafür zwar weder bezahlt noch beauftragt worden, doch da ich Produkte nenne, muss ich dies als Werbung kennzeichnen.

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