Demokratische Wünsche zu Weihnachten

Dieser Tage schwappen die Emotionen in Dießen mal wieder hoch.
Die Bürger sammeln sich und begehren auf.
Treffen sich am Sonntag, 13.12.2009 um 10:30 Uhr an der Auffahrt zur Villa Romenthal – genau da wo das neue Gewerbegebiet entsteht.

Denn Streitpunkt ist die dort (noch) gelegene Romenthal-Allee.

Der Bauausschuß der Gemeinde hat einstimmig (na wie auch sonst, ist ja schließlich eine demokratisch gewählte Gemeindevertretung mit 8 politischen Gruppierungen) einer Komplett-Sanierung zugestimmt.

Sanierung klingt ja erstmal nicht so schlimm. Aber bei Bäumen – aus denen eine Allee schließlich besteht – geht es um alles oder nichts.

Also: weg mit dem alten Plunder!

Große Bäume werden ja eh maßlos überbewertet. Speziell in Alleen. Und in der Dießener Bevölkerung.

Schicke, neue Bäume braucht die Gemeinde…jung und dynamisch verkörpern sie viel eher das Selbstbild des Marktes.
Schlank sollen sie sein – und bleiben. Meint der Bauausschuß.
Ein einheitliches Bild soll her – alle schön in Reih und Glied – ohne diese niederen Büsche und unterschiedliche Baumarten. Wer will schon soviel unordentliche Natur?!

Und natürlich alles jetzt und gleich – so fällt der Abschied nicht so schwer. Und vielleicht auch nicht so auf. Das wünschen sich die 24 Gemeindevertreter. Und Weihnachten steht vor der Tür – da sollten Wünsche doch wahr werden…

Dabei sah der Bebauungsplan das eigentlich mal anders vor – und die Gemeinde hat sich das sogar was kosten lassen:

„Das gibt einen Aufschrei in Dießen“, sagte Eberhard Sening vom Bund Naturschutz gestern bei einer Ortsbesichtigung mit der SZ.

Er erinnerte daran, dass man der Planung des Gewerbegebiets am Landschaftschutzgebiet seinerzeit nur „zähneknirschend zugestimmt“ habe, weil die Gemeinde erst im Bebauungsplan „ein Maximum Grün festgelegt hat, um den Landschaftsverbrauch zu kompensieren“.
Entscheidendes Kriterium der ökologischen Schadensbegrenzung war dabei der Erhalt der unterwuchs- und artenreichen Allee: Um sie nicht für den Lkw-Verkehr aufweiten zu müssen, wurde eine parallele Zufahrt zum Gewerbegebiet gebaut – was die Erschließungskosten auf insgesamt 1,2 Millionen Euro trieb.
Armin Greune, SZ Starnberger Ausgabe, 10.12.2009

Aber jetzt drängt sich vielen der Verdacht auf, dass die Zerstörung einfach billigend in Kauf genommen wurde. Gerald Modlinger bringt das gekonnt auf den Punkt:

Landschaft kaputt

Wer in den vergangenen Monaten beobachtet hat, wie an der Romenthaler Allee gegraben und gebaut wurde, konnte schon ahnen, was auf die dortigen Birken und Walnüsse zukommen würde.
Die rund 60 Bäume sind inzwischen von Rückhaltebecken, Asphalt und Wassergräben eingeschnürt und an der Südseite folgen in wenigen Metern Entfernung (die Grenze verläuft teilweise hart an den Bäumen) Gewerbehallen. Egal, wie viele oder wie wenige der alten Bäume am Ende standhalten werden: Ein wichtiges Element der Kulturlandschaft im Dießener Norden ist unwiederbringlich zerstört. Eine neue Allee mit großen Bäumen wird es auf den verbliebenen schmalen Pflanzbeeten nie wieder geben können.

Man wolle den „wesentlichen Charakter der Allee erhalten“, versicherte der Dießener Gemeinderat während des Bebauungsplanverfahrens.
In Wirklichkeit überließ man die Allee ihrem Schicksal.

Es ist grotesk: Ein Stück gewachsene Kulturlandschaft geht kaputt und gleich daneben werden für viel Geld neue „Ausgleichsflächen“ geplant. “
Gerald Modlinger

Der geänderte Bebauungsplan liegt übrigens noch bis 23.12. in der Gemeinde aus. Da kann jeder Bürger Einblick nehmen und Einspruch einlegen. (Es geht bei den Änderungen auch um die Aufhebung der Beschränkung von Gebäudelängen und eine ersatzlose Streichung einer Baumreihe im Gewerbegebiet.)

Der 23.12. ist noch vor Weihnachten!
Mal schauen, ob es beim Wünschen nicht doch auch ein wenig Demokratie gibt. Das wenn viele sich etwas wünschen, es auch geschieht.

Man muss vielleicht einfach daran glauben…

4 Antworten auf „Demokratische Wünsche zu Weihnachten“

  1. Hallo zusammen,

    es gibt in Diessen also noch wirkliche Bürger (leider noch zu wenige wie es scheint..), die sich für unsere Natur engagieren und nicht alles unserem lieben Gemeinderat überlassen, der verschlafen wie eh und je alles absegnet ( sogar die Grünen schlafen bei diesem Thema, allen voran Herr Hoffmann….), was so daherkommt und angeblich dem Wachstum ( von was denn bitteschön….? ) dient.

    Ich kann es nicht mehr hören, dieses ewige Gefasel vom Wachstum, als ob es nichts Anderes mehr gäbe. Wachstum dieser speziellen Diessener Art ( sprich Verschandelung, Vernichtung von gewachsenen Alt-Strukturen….) haben wir leider schon genug ( a) Abriss der „Alten Post“ – jetzt Schleckerparadies – b) Abriss der alten Bauernhäuser bei der ev. Kirche und in Bischofsried…..)
    Ich werde auf jeden Fall alles tun um dieser Entwicklung entgegenzutreten und dem Gemeinderat Dampf unter dem Arsch zu machen….

    Sambucus

  2. Die Vorweihnachtszeit hat es halt doch in sich: bei einem Ortstermin am gestrigen Montag, kam es zu einer Kehrtwende der Gemeinde.
    Jetzt werden nur 6 stark geschädigte Bäume gefällt und durch Neupflanzungen ersetzt.

    Es geht also: durch den Protest des BN und der Dießener Bürger die am Sonntag in der Kälte für die Allee eintraten, ist die Gemeinde von der großzügigen Neugestaltung abgekommen.

    Ein Licht am Horizont – Wünschen hilft!

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