Das Problem mit den Bauern und den dicken Kartoffeln

„Landwirtschaft ist in erster Linie Wirtschaft“ – sagt Steinmeiers Schattenminister Udo Folgart und bekennt damit Farbe. Er setzt sich für den Anbau der Genkartoffel Amflora und Massentierhaltung ein.

Und hilft mir damit bei einer Entscheidung, wen ich am 27.9 auf gar keinen Fall wähle:
die SPD!

Im letzten Slow Food Heft ging es auch um die bevorstehende Bundestagswahl. Dort fand man die Argumente aus den Wahlprogrammen der einzelnen Parteien aufgelistet.

Und die SPD setzte bei der Gentechnik vor allem auf die Wahlfreiheit und Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Futter- und Lebensmitteln, obwohl sie schon erkannt hatte wo der Hase läuft:

„Die große Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher lehnt Genveränderungen in Lebensmitteln ab.“

Quelle: SPD in „Was steht zur Wahl“ Slow Food Magazin 4_2009

Ja genau: 78 Prozent der Deutschen lehnen gentechnisch veränderte Lebensmittel ab. Ich glaube, ich kenne selbst niemanden, der das anders sieht.
Und 85 Prozent wollen auch auf keinen Fall Gentechnik im Futter der Nutztiere, deren Fleisch wir essen.

Steinmeiers Schattenminister ist das egal.

Auch das Thema Regionalität und Ländlicher Raum klang vor seiner Berufung noch ganz anders:

„Die Interessen einzelner Branchen der Land- und Ernährungswirtschaft sollten nicht mehr über die Ziele des Verbrauchers- und Umweltschutzes dominieren… Wir sind für klare Leitplanken zur nachhaltigen natur- und umweltschonenden Produktion.“

Quelle: SPD in „Was steht zur Wahl“ Slow Food Magazin 4_2009

Beim Geschäftsführer der Agro-Glien und Vizepräsidenten des Deutschen Bauernverbandes klingt das jetzt so:

„Auch eine Mastanlage für knapp 70.000 Schweine, wie sie im uckermärkischen Haßleben geplant wird, „passt nach Brandenburg“, findet er.

Quelle: TAZ, 27. August 2009 „Für Genkartoffeln und Tierfabriken“

Er streift also das kleine grüne Mäntelchen, dass sich ja mittlerweile alle Parteien (bis auf die FDP – die steht ganz offen für Hightech-Landwirtschaft) gerne umhängen, ab und wirft es schwungvoll beiseite.

Seine Berufung in Steinmeiers Brigade nimmt Folgart zwar mit, aber so richtig überzeugt scheint er selbst nicht von dem Job.
DPA zitiert ihn heute mit den Worten: “Ich komme aus der Lobby-Ecke, fahre eher die Verbandsschiene. An das Ministeramt verschwende ich noch keinen Gedanken.”

Quelle: http://blogs.taz.de

Na, bei den Umfragewerten für die SPD (ich bin ja nach diesem Vorstoß auf die nächsten gespannt!) muss er sich ja auch keine Gedanken machen.

Und hoffentlich muss er das nie – zum Wohl unseres Landes.

2 Antworten auf „Das Problem mit den Bauern und den dicken Kartoffeln“

  1. Tja, wenn das alles immer so einfach wäre. Würde man die Landwirtschaft weltweit auf Bio umstellen, wäre die Erde leider nur groß genug, um etwa 2Mrd Menschen zu ernähren. Und wer möchte das den 4Mrd erklären, die dann nichts mehr zu essen bekommen? Noch dazu, wo täglich allein in Deutschland über 100 Hektar bestes Ackerland verloren gehen, weil dort Strassen, Häuser und Gewerbe gebaut werden. Also egal, wie man es dreht und wendet, nur ‚Bio‘ geht nicht. Und leider kann man derzeit als kleiner landwirtschaftlicher Betrieb kaum überleben. Vor 25 Jahren bekam der Bauer zum Beispiel noch mehr als doppelt soviel Geld für seine Milch wls heute. Damals waren die Produktionskosten wesentlich geringer. Und die Einkünfte der Arbeiter (= Konsumenten) auch. Und um gleich der Subventions-Antwort vorzubeugen- Davon bekommt Otto Normal-Bauer auch nur einen kleinen Teil, das meiste geht an große Unternehmen, wie z.B. Vattenfall, die Flughafengesellschaften, Danone oder KWS, von denen einige noch nicht einmal mit der Nahrungsmittelproduktion zu tun haben. Wie man es aber auch dreht und wendet, nicht die Politik allein ist verantwortlich dafür, wenn die Ställe immer größer werden und alles versucht wird, um die Erträge zu steigern, sondern auch die Verbraucher, die nicht einsehen, dass auch bei Lebensmitteln Qualität ihren Preis hat.

  2. Ich habe nie behauptet, dass es einfach ist!
    Nur, dass das der falsche Mann an dieser Position ist – sowohl für die SPD, als auch für Deutschland.

    Und das nicht alles auf Bio umgestellt werden kann/muss ist klar – wir müssen umdenken. Bei uns selbst anfangen. Wie wir es ja auch hier in unsere Slow Food Gruppe vermitteln.
    Weniger ist oft mehr – und wenn ich sehe, wie die Urwälder Sojafeldern weichen, damit Europäer, Amerikaner und manche wenigen Asiaten Filets auf dem Teller haben, bleibt mir der Brocken im Hals stecken.

    Schau dir mal meine anderen Beiträge zu dem Thema an – dann siehst du, was ich meine: Fast Food Ministerium, Täuschen und Tarnen, oder auch Das Glück schmecken.

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